Der schöne Sommer forderte 332 Menschenleben
Autor:
Webmaster
Uhrzeit:
18:17 Uhr
Datum:
Freitag, 19.September 2003
DLRG verzeichnet weiteren Anstieg bei Ertrinkungszahlen

Bad Nenndorf: In den ersten acht Monaten des Jahres sind in Deutschland mindestens 542 Menschen ertrunken. Im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum starben damit 52 Personen mehr. Das ist eine Steigerung von 11 Prozent. Allein in den Sommermonaten Juni bis August verloren 332 Menschen ihr Leben, das sind 35 Opfer mehr als im Sommer 2002. Diese Zahlen gab jetzt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bekannt.

Nach Angaben ihres Präsidenten Dr. Klaus Wilkens liegt die Zahl der Todesfälle Ende August auch über den Ergebnissen der gesamten Jahre 2000 und 2001. „Der schöne lange Sommer mit Temperaturen bis zu 40° Celsius hat wesentlich zu dieser negativen Entwicklung beigetragen. Leichtsinn, Selbstüberschätzung, aber auch eine erhöhte Zahl Herz-Kreislauf-bedingter Unfälle als Folge der Hitze sind die Hauptursachen. Die meisten Ertrinkungsfälle ereigneten sich an unbewachten Badestellen der Binnengewässer“, so die Analyse des DLRG-Präsidenten.
„Nach dieser Zwischenbilanz müssen wir am Jahresende wohl wieder mit einem deutlichen Anstieg bei den Ertrinkungsopfern rechnen“, zeigt Wilkens eine traurige Perspektive auf.
In Seen und Teichen starben 220, in Flüssen 194 Personen. Mit 414 Todesfällen sind Binnengewässer der Unfallschwerpunkt Nummer eins. Drei von vier Opfern verloren dort ihr Leben. Im Vergleich dazu sind die Küsten von Nord- und Ostsee relativ sichere Badegebiete. Lediglich 22 Menschen kamen im Meer ums Leben, sieben Personen weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Die meisten Küstengebiete werden in den Sommermonaten von unseren gut ausgebildeten Rettungsschwimmern bewacht. Sie können bei Badeunfällen schnelle Hilfe leisten und Schlimmeres verhindern, denn das Zeitfenster zwischen Leben und Tod ist bei Wasserunfällen mit höchsten fünf Minuten sehr klein. Das Risiko zu Ertrinken ist durch die ständige Einsatzbereitschaft der DLRG-Retter also deutlich geringer als an unbewachten Badestellen,“ erläutert Dr. Wilkens die Unterschiede in den Gefahrenlagen und die Erfolge eines qualifizierten Wasserrettungsdienstes.
In Nordrhein-Westfalen sind bis Ende August 104 Menschen ertrunken, 39 Personen mehr als im Vorjahr. Das bevölkerungsreichste Bundesland führt damit die Länderstatistik an, gefolgt von Bayern mit 94 Badetoten. Auf Rang drei und vier rangieren mit Baden-Württemberg (60) und Niedersachsen (59) zwei weitere Flächenländer. Die wenigsten Menschen, jeweils zwei, ertranken im Saarland und in Bremen. In den fünf neuen Bundesländern starben in diesem Jahr 113 Menschen, davon 35 in Mecklenburg-Vorpommern und 30 in Brandenburg.

In der Altersstatistik zeigt sich folgendes Bild: In der Altersklasse der 41-45-Jährigen ertranken 46 Personen, gefolgt von den 21-25-Jährigen mit 40 Opfern. Die Sterblichkeitsrate durch Ertrinken bei den Kleinsten bis zu fünf Jahren ist hingegen rückläufig. Bis Ende August kamen 31 Jungen und Mädchen im Vorschulalter ums Leben, das sind acht Opfer weniger als im Vorjahreszeitraum. Der DLRG-Präsident führt diese positive Entwicklung nicht zuletzt auf die bundesweite Kampagne von DLRG und NIVEA in Zusammenarbeit mit den Kindergärten zurück: „Die frühzeitige Aufklärung der Kleinsten über Gefahren im und am Wasser trägt erste Früchte,“ so Dr. Wilkens.